Servicewüste Deutschland 2.0, zwei Roboter setzen sich schachmatt.

Das größere Webhosting-Paket von 1&1 reicht leider auch nicht, Shell-Zugriff, eigene Daemons und Cronjobs werden leider gebraucht. Also das Paket wieder einfach upgraden… Äh, geht nicht! Man kann nur auf einen Root-Server upgraden, nicht auf einen vServer, warum steht da nicht.

Das irgendetwas, was der Kunde will „nicht geht“, das darf es eigntlich überhaupt nicht geben. Also wieder in die wohlbekannte Voicetree-Hölle von 1&1, aus den bekannten Gründen zum Preis von 79 Cent pro angefangener Minute. Inzwischen kennt man schon einigermaßen den Rhythmus und die Reihenfolge, in der man für Beobachter völlig gestört wirkend der Maschine am anderen Ende Zahlen und Worte zurufen muss.

Als Neuerung spielt einem das Telefonie-System diesmal nach durchlaufen des gesamten Prozessen noch etwa 3 Minuten spährische Ambientmusik vor, bis sich – oh Wunder – tatsächlich ein Mensch meldet. Dieser versteht gottlob die Lage schnell und ruft wie bei Callcentern in der Fachabteilung an. „Fachabteilung“ ist Callcenter-Code für „beim Kunden“. Er ruft also bei United Internet in Montabaur an und muss sich erstmal durchfragen, was entsprechend dauert.

Nach einiger Zeit meldet er sich wieder und bietet eine lobenswert pragmatische Lösung an: vServer bestellen und Webhosting mit Case-ID per Fax stornieren. Sehr gut! Bei der Bestellung des vServers gibt es nun allerdings einen völlig anderen Bestellablauf als bei den Webhosting-Paketen. Hier erfolgt ein automischer Anruf, den man annehmen und einen vierstelligen Freischaltcode auf der Telefontastatur eintippen muss.

Moderne Telefonanlagen fordern zum Schutz vor Telemarketing annonyme Anrufer auf, zunächst die eigene Nummer einzutippen. In Outbound-Callcentern besorgt der Computer das wählen, der Callcenter-Agent kann selbst keine Nummer eingeben. Somit ist man vor den lästigen Hochdruck-Verkäufern, die einem mitunter schonmal telefonisch den Tag versauen können endlich wirksam geschützt.

Unsere Telefonanlage beherrscht dieses wirklich gute Feature. Der automatische Anruf von 1&1 erfolgt leider aber ebenfalls annonym und das System ist dummerweise nicht schlau genug, einen Ansage zu verstehen und eine Nummer einzugeben. Zwei Roboter setzen sich schachmatt!

Herkömmlicherweise muss man für jede Änderung in professionellen Telefonanlagen für teures Geld den Techniker rufen, das ist bei uns glücklicherweise nicht so. Also in die Tiefen der Anlagenkonfiguration und das besagte Feature abstellen in der Hoffnung, das der 1&1-Automat vielleicht mehrmals anruft. Aber: Der 1&1 Automat ruft nicht mehrmals an.

Halt: Neben der Beschreibung des telefonischen Freischaltvorgangs am Ende der Onlinebestellung ist ein kleines unscheinbares Fragezeichen. Wenn man daruf klickt klappt ein DIV-Tag auf und beschreibt eine alternatives Verfahren: „Gehen Sie in den Kundenbereich und wählen Sie unter ‚Meine Daten‘ den entsprechende Serververtrag aus und klicken Sie auf ‚Freischalten'“.

Leider kann man aber unter „Meine Daten“ keinen Serververtrag auswählen sondern wenn überhaupt nur unter „Meine Pakete“. Unter „Meine Pakete“ ist aber der neue Serververtrag leider nicht vorhanden. Wo also werden wir uns gleich gezwungenermaßen wieder hinbegeben müssen? Richtig, in die wunderbare Voicetree-Hölle von 1&1.

P.S. Gerade klingelt das Telefon mit einem annonymen Anruf. Freudig hebe ich ab in der Hoffnung, es ist der 1&1-Computer. Doch weit gefehlt, es ist ein Outbound-Callcenter…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.