ElsterOnline Steuererklärung

Das mit Abstand absurdeste Beispiel einer Web-Anwendung ist mit Sicherheit ElsterOnline. Die zu Grunde liegende Idee, die Steuererklärung für alle Steuerpflichtigen einfach Online durchführen zu können wird hier so gründlich zertrampelt wie es nur möglich ist. Selbst der geneigte Internet- und Computerfan wird nach dem aufmerksamen lesen der ersten drei bis vier eng beschriebenen Bildschirmseiten entnervt aufgeben. Welche sicherheitsfanatische, völlig inkompetente Gruppe von totalen Laien hat sich diese Abläufe bloß ausgedacht? Da will man doch tatsächlich dem armen Steuerzahler zunächst die Feinheiten von drei verschiedenen Verschlüsselungsarten im IP-Verkehr erklären, darunter die Bankensignaturkarte (sic!) und noch schlimmer den Elster-USB-Stick, der im Online-Shop (sic!) erworben werden kann.

„Wie schlimm kann es noch werden“ fragt man sich da. Ist die gewöhnliche Steuererklärung anhand der beliebten Formulare und der beiliegenden „Erläuterungen“ auch für den überdurchschnittlich intelligenten Menschen schlicht unmöglich, wird hier der Sache die absolute Krone aufgesetzt. Man vermisst einen gesetztlich vorgeschriebenen Warnhinweis: „Menschen mit nur normaler Geduld und Leidensfähigkeit sollten zur Schonung des eigenen Seelenfriedens unter allen Umständen hier sofort umkehren und stattdessen eine Porno-Seite aufsuchen. Jeder weitere Schritt kann nachhaltige negative Folgen in Form von langanhaltender Frustration und Aggression nach sich ziehen.“

Per Post soll man sich, nachdem man einen fürchterlichen Registrierungs- und Belehrungsprozess mit letzter Kraft hinter sich gebracht hat, einen Freischaltcode für sein Zertifikat zuschicken lassen. Fehlt eigentlich nur noch, dass man dann mit diesem Freischaltcode und den eigenen eingescannten Fingerabdrücken dreimal Hosianna singend und den Finanzminister preisend um das örtliche Finanzamt hüpfen sollte, um auch letzte Sicherheitsbedenken von offizieller Seite auszuräumen.

Hat die Lobby der Steuerberatenden Berufe irgendjemand bestochen alles zu tun, damit selbst Internet-affine Steuerzahler entnervt das Weite suchen? Womöglich..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.