Das WWW ist tod!

Nein, diesmal keine neurotische Untergangsstimmung, gemeint ist nur die inzwischen völlige Überflüssigkeit der drei Ws vor jeder Domain. Fast alle VirtualHosts sind inzwischen auch auf die Auslassung eingestellt und Browser fügen es im Zweifel zusätzlich an. Die ursprüngliche Funktion zur Unterscheidung verschiedener Dienste auf möglicherweise verschiedenen Hosts ist längst passé, oder verwendet jemand noch gopher?

Wir Deutschen hatten es ja noch verhältnismäßig leicht denn in unserer Sprache gehen die drei besagten Konsonanten schnell von den Lippen. Eine echte Erleichterung bedeutet das oben gesagte hingegen für die armen Angelsachsen, denn die können sich endlich das zeitraubende „dabbeljuh-dabbeljuh-dabbeljuh-dot“ sparen und gleich zum Wesentlichen kommen. Noch mehr können unsere französischen Freunde aufatmen: „dubbleweh-dubbleweh-dubbleweh“ kann dereinst unterbleiben und die in diesem Idiom ohnehin stärker beanspruchte Zunge und Lippenmukulatur geschont werden.

Irgendjemand hat diese Seite gefunden..

Wie um alles in der Welt hat er das geschafft, ich selbst kann sie in keinem Index finden. Ich habe übrigens aber eine super neue Kaffeemaschine: Philips SENSEO, eigene IP, hilft gegen duplicate content über context-sensitives Ausblenden der shingles über css, bringt Backlinks von Autoritäten und kennt durch die direkte Anbindung an Larry Page’s SENSEO alle neuen Releases immer schon vorher. Kann man denn noch nicht mal in Ruhe seinen Krempel ins Netz schreiben, ohne dass den direkt jemand liest? Geh weg, Mann mit Oberlippenbart! Hier soll nichts gelesen werden, die ganzen Backlink-Bringer-Spam-Blogs liest schließlich auch keiner (hoffe ich doch zumindest), warum also ausgerechnet diesen Krempel? You have reached the end of the internet, now switch off your computer and go outside!

info@kombis-techblog.de

Kein normaler Mensch wird bitte jemals irgendeine ernst gemeinte Nachricht an diese Adresse schicken, denn es handelt sich um eine Spamfalle. Man richtet sie auf einem Mailserver am besten mit catch-all ein und verfüttert alle eingehenden Nachrichten täglich an die Spamfilter. Hübsche Idee was? Frage nur, wie bringt man möglichst schnell alle Spammer dazu ihr edeles Spamgeschmeide auch an diese Adresse zu senden? Ein mitunter fast kafkaeskes Problem wenn einem das in diesem Fall nicht gelänge..;)

Also, was muss man nach klassischer Lehre machen: Die Adresse schön lesbar auf Websites veröffentlichen, z.B. karsten@kombis-techblog.de oder melanie@kombis-techblog.de, hiermit geschehen. In allen möglichen Foren posten und für alle möglichen Newsletter eintragen und immer „bitte schickt mir auch Spam von befreundeten Unternehmen“ anhaken? Meistens gar nicht mehr nötig, denn die ausdrückliche Erlaubnis zum bespammen steht modernerweise irgendwo tief in der dreiseitigen „Datenschutz-Richtlinie“, der man inherent zustimmt.

Was sagt denn die bunte Suchmaschine zu „how do I get as much spam as possible?“. Die Welt besteht nur noch aus suchen und die Menschen unterscheiden sich nur noch durch die Qualität ihrer Suchbegriffe. Ãœberall sind Suchfelder und egal wo man sucht, alles ist schon da. Die Figur des amerikanischen Präsidenten in der Serie „24“ hat selbstverständlich einen eigenen Artikel in wikipedia, wie fast alle anderen Darsteller aus fast allen bekannten Serien, aber wir schweifen ab.

Falls dies tatsächlich jemand lesen sollte, was ich nicht hoffe, bitte postet massenhaft Adressen @kombis-techblog.de.

Bloggt besser!

Da gibt es den neuen Idealismus und scheinbar eine ganze Generation mit neuen Ideen und zugleich die Verbieger, Abzocker, Spammer und Suchmaschinenoptimierer, die im Gegensatz zu Ersteren richtiges Geld verdienen, indem sie aus der schier unerschöpflichen Menge der Dummheit profitieren, die eine Milliarde Internetnutzer zwangsläufig mit sich bringt.

Absolut jedes Mittel ist recht um bei der Suchmaschine mit den sechs Buchstaben unter den ersten 10 zu landen. Erfolg hat, wer skrupellos vorgeht und alle Webstandards unterläuft, verbiegt und missbraucht. Besonders beliebt bei den Suchmaschinenoptimieren: Blogs!

Wie schon beschrieben entsteht mit dem installieren einer Blog-Software in wenigen Minuten eine scheinbar vollwertige Website, die zudem von der Suchmaschine mit den 6 Buchstaben im Zuge des Blog-Booms besonders wohlwollen beachtet wird. Erst eine Domain per 301 eine Weile auf Yahoo zeigen lassen bis fetter PageRank, Blog mit irgendwelchem idiotischem Text drauf und rein mit den Backlinks until tender.

Aber es gibt Hoffnung. Als 1999 alle Suchmaschinen wegen ihrer trivialen Indizier-Algorhythmen komplett unbrauchbar waren kamen diese beiden Stanford-Typen und waren einfach nur eine Spur schlauer. Längst sind deren Suchergebnisse genauso wenn nicht noch schlechter als 1999, aber das positive Image der bunten Buchstaben hält noch immer an.

Der Ebay-Boom zum Beispiel ist klar vorbei, man könnte sagen Ebay ist „out“. Kluge Strategen im Unternehmen sahen diesen Trend voraus und ersannen als Gegenmaßnahme neben dem Zukauf von Paypal und Skype das neue Produkt „Ebay Express“. Die Vorraussetzung um in den erlauchten Kreis der sog. Profi-Händler aufgenommen zu werden sind jedoch denkbar niedrig: Eine Email innerhalb von einem Tag beantworten und ein Paket innerhalb von zwei Tagen verschicken und BOOM! Ebay Express! Ergebnis ist alter Wein aus neuen Schläuchen. Unter leicht anderem Namen tummeln sich genau die selben „Platin Powerseller“ wie vorher. Die Leute kaufen Ihre Sachen wieder lieber im Geschäft wo sie sie vorher anfassen und hinterher direkt mitnehmen können.

Auch erwähnte Suchmaschine wird nicht ewig so scheinbar untastbar populär bleiben wie bisher. Das eigene Bezahlsystem z.B. scheint ein richtiger Reinfall geworden zu sein und man ist momentan durch zuviele Aktivitäten dabei, das positive Markenimage zu überdehnen. Fast drängt sich der Gedanke auf, die Suchmaschine hat die Rolle des bis dato unanfechtbaren Monopolisten für Betriebssysteme übernommen und ist dabei, neue Standards zu diktieren.

Der Monopolist weiß noch immer nicht nicht, wie ihm geschieht denn bisher war er doch immer das junge neue Vorzeigeunternehmen mit der coolen Unternehmenskultur. Und jetzt kommt da plötzlich diese neue Generation von Computer-Hippness die 20 Jahre jünger ist, noch coolere Unternehmenskultur hat und ihm massiv die Schau stiehlt?

„Gründe eine Tochter!“ möchte man dem Monopolist zurufen, eine, die zwar offiziell dir zugehörig aber ansonsten unabhängig erscheint und mit diesem wunderbaren neuen Image ausgestattet werden kann, dem alle jetzt so bedingungslos vertrauen. Gib ihr einen Namen mit bunten Buchstaben, dir wird schon was einfallen bzw. auch nicht, dann mach’s halt wie bisher und kopiere einfach anderer Leute Ideen und besorge den Rest über deine Marktmacht.

Unternehmen mit den bunten Buchstaben, mache genauso weiter wie bisher, dein Vertrauensvorschuss wird bestimmt noch ein bis zwei Jahre anhalten. Diese Zeit gilt es so profitabel wie möglich zu nutzen ehe eine völlig unvorhergesehene technische, soziale oder egal welche Entwicklung all die jetzige Herrlichkeit womöglich über Nacht wegwischt.

Was denken wohl all die unschuldigen kleinen TCP/IP und UDP Pakete, die wie verrückt mit Lichtgeschwindigkeit (oder fast) um den Erdball eiern müssen, um den ganzen vielen Content und Schwachsinn und Porno von A nach B zu transportieren. Sagt das eine zum anderen: „Hey, ich hab‘ gerade eine Irre Fahrt hintermir als ich das Voting von diesem einen User bei penis.de für die seiner Ansicht nach durchschnittliche Länge transportiert habe!“. „Das ist garnichts,“ sagt das andere: „ich hing gerade über eine Stunde in einem Editor Flame War fest, VI oder Emacs! Haben die eigentlich nichts besseres zu tun?“

Hallo Nachbar, du hörst doofe Musik

…wahrscheinlich hast du auch doofe Ohren;)

Wir bloggen! Wir kiffen! Wurde ja auch Zeit nachdem web2.0 eigentlich schon seit Ende 2005 wieder vorbei ist (und Punkrock gibt es in Wirklichkeit schon seit 1968, ich bin der einzige, der es weiß..).

Davon ausgehend, dass es absolut niemand interessieren kann, was jetzt ausgerechnet ich über alles Mögliche denke wird mein Seelenmüll hoffentlich ungehört im Äther respektive Seiberspehs verhallen (wie hätte das Thomas Kling wohl geschrieben..?).

Beängstigend ist, wie schnell mit einer Blog-Software eine ganze Website dasteht und den Anschein erweckt, als hätte hier irgendjemand tatsächlich von irgendetwas Ahnung. Das hübsche Aussehen täuscht elegant auch über völlige Inhaltsleere hinweg.

Womit wir dann auch schon beim Thema wären: Internet-Idealismus2.0, Suchmaschinenoptimierung(sic!)2.0, Spam2.0, .com-Spinner2.0, Dummklicker2.0… Die zweite Welle der Aufregung ist etwas erwachsener als die erste, aber trotzdem noch furchtbar albern.

Nachdem selbst Publikationen für die sozialdemokratische Haut ab 45 (Die Zeit) das „Phänomen“ erkannt und geadelt hat gibt es keinen Grund mehr mit etwas kreativer Subversivität – oder sollte man sagen „zivilem Ungehorsam“ – hinterm Berg zu halten.